Genau drei Jahre ist es jetzt her, dass Irene Biebl-Daiber ihr Amt als Erste Bürgermeisterin angetreten hat. DER BERNAUER nutzt diese Gelegenheit für ein Interview und eine Zwischenbilanz.

Vor Ihrem Amt als Bürgermeisterin waren Sie Lehrerin. Wie empfinden Sie die berufliche Veränderung und vermissen Sie etwas aus Ihrer vorherigen Tätigkeit?

Die berufliche Veränderung empfinde ich als absolut positiv – auch nach drei Jahren im Amt noch 😉 Verantwortung für eine Gemeinde tragen zu dürfen, für die Bernauer und Hittenkirchner etwas voranzubringen, das ist eine besondere Aufgabe. Wen ich allerdings tatsächlich manchmal vermisse, sind meine ehemaligen Kollegen. Wir waren ein super Team an der Schule. Gleichzeitig habe ich im Rathaus tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und habe dort mittlerweile meine berufliche Heimat gefunden - auch wenn der Start durch die Corona-Pandemie und den schlimmen Krieg in der Ukraine jetzt nicht ganz einfach war.

Wer Sie bei Ihren öffentlichen Auftritten beobachtet, gewinnt den Eindruck, dass Ihnen die neue Aufgabe wirklich Spaß macht. Ist das immer so, oder gibt es auch Momente, in denen Sie Ihre Verantwortung bedrückt?

Mir macht das tatsächlich sehr viel Spaß. Die vielen Gespräche mit den Leuten, die Möglichkeit, ständig dazuzulernen, oder das sehr unmittelbare Gestalten vor Ort – das ist schon etwas, was sehr bereichert. Auch wenn das Amt oft sehr fordernd und natürlich zeitaufwändig ist, bin ich sehr dankbar, dass ich Bürgermeisterin in meiner Heimatgemeinde sein darf. Natürlich gibt es auch Momente, die bedrückend sind und herausfordern. Es sind ja leider eben nicht nur positive Entscheidungen, die man treffen muss.

Es stehen in Bernau große Investitionen an: Neubau eines Kindergartens, einer Kinderkrippe und des Strandbads, Sanierung des Haus des Gastes und des Kanalsystems und der Straßen im Eichet. Wie kann sich Bernau das überhaupt leisten?

Zunächst einmal: Bernau ist keine reiche, aber auch keine arme Gemeinde. Wir hatten Glück und die Einnahmensituation ist in der Vergangenheit besser geworden. Zum anderen sind manche Investitionen einfach notwendig, entweder um dringend notwendige Aufgaben zu erfüllen oder um die Qualität in der Gemeinde zu steigern. Beispiel Strandbad: Der Chiemseepark und das Strandbad sind zwei wirkliche Highlights unseres Ortes. Deshalb sind Investitionen dafür richtig. Toiletten, die ständig verstopft sind, oder Umkleiden, die schon viel bessere Zeiten gesehen haben, weil sie einfach über 30 Jahre alt sind, sind kein tragbarer Zustand. Über die Parkplatzgebühren in Felden oder die künftige Umsatzpacht kommt auch wieder einiges an Geld herein. Vielleicht gibt es auch Fördermöglichkeiten. Oder Krippenneubau: Die Gemeinde legt seit langem ein besonderes Augenmerk auf die Kinderbetreuung. Weitere Betreuungsplätze sind rechtlich und faktisch notwendig. Das ist für die Eltern eine enorm wichtige Unterstützung. 1,5 Millionen Euro sind viel Geld, die Förderung dafür fällt relativ gering aus. Aber ich denke, das muss es uns wert sein.

 

Und die Sanierung des Haus des Gastes ist schon lange hinausgeschoben worden…

Richtig. Die Sanierung vom Haus des Gastes und die Modernisierung der Touristinfo war nun schon seit vielen Jahren längst überfällig. Wir sind ein Tourismusort und sollten uns auch dementsprechend präsentieren. Genauso werden die Einheimischen davon profitieren. Persönlich freue ich mich über die Erweiterung der Bücherei im ersten Stock des Haus des Gastes. Hier entsteht ein moderner und gemütlicher Wohlfühlort für alle Lesebegeistern Groß und Klein. Hierfür werden wir aus verschiedenen Fördertöpfen unterstützt. Zuletzt: Das Straßen- , Wasserleitungs- und Kanalsystem im Eichet ist eine Aufgabe, die wir nur Schritt für Schritt erledigen können, weil sie sehr groß ist. Die Gemeinde muss diese Sanierung allein stemmen. Die Maßnahme wird länger andauern, weil die Ressourcen begrenzt sind und die Straßen ja auch Zug um Zug saniert werden müssen, um Zufahrten und Rettungswege freizuhalten. Hier beschäftigen wir uns derzeit mit der Grundlagenermittlung. Kanalgrößen und Wasserleitungsdurchmesser müssen festgestellt werden, damit sinnvoll saniert werden kann. Auf Basis dieser Grundlagen wird dann eine Machbarkeitsstudie angefertigt und die Straßen werden priorisiert. Und dann brauchen wir noch ein sinnvolles Oberflächenentwässerungssystem. Mit dem Eichet werden wir uns sicherlich die nächsten zwanzig Jahre beschäftigen.

 

Welche selbstgesetzten Ziele haben Sie bereits erreicht? Welches Projekt liegt Ihnen besonders am Herzen?

Die Erneuerung des Strandbad-Gebäudes ist schon ein Herzensprojekt von mir, damit hier auch die Bernauer wieder eine Wohlfühloase finden können. Der neue Baukörper bietet auch in der Nebensaison viele Möglichkeiten und kann vielfältiger genutzt werden. Schade ist natürlich, dass der Grundstückseigentümer, die Schlösser- und Seenverwaltung, bei der Dachterrasse nicht mitspielt. Das wäre etwas Besonderes gewesen. Trotzdem denke ich, dass hier mit dem nachempfundenen Bootshaus, für das sich der Gemeinderat ausgesprochen hat, eine gute Wahl getroffen wurde. Froh bin ich nun auch, dass wir den Friedhof angehen können und sich der Gemeinderat entschlossen hat, auch hier in neue Planungen zu gehen. Auch freut es mich, dass wir eine Möglichkeit gefunden haben, den Kreisverkehr an der Ausfahrt Bernau zu gestalten. Natürlich ist die Nixe Geschmackssache, aber sie hat einen hohen Wiedererkennungswert und findet sich an vielen Plätzen in ganz Bernau.

 

Welche Projekte möchten Sie in der zweiten Hälfte Ihrer Amtszeit noch umsetzen?

Wir haben in einer Klausurtagung mit allen Gemeinderäten einen Projektfahrplan entwickelt, den wir abarbeiten. Größtenteils sind wir zeitlich noch gut dabei. Es steht nun der Friedhof an; die Nordtreppe soll erneuert werden und moderne Bestattungsformen werden geplant. Ebenso braucht es eine Lösung für die Unkrautproblematik. Dann soll der Beginn der Sanierung der Grundschule erfolgen, der Beginn der Erneuerung der Straßen im Eichet. Im Herbst dieses Jahres wird die Quelle Reit saniert, die einen wichtigen Beitrag zu unserer Trinkwasserversorgung leistet. Auch die schrittweise Umgestaltung des Kurparks in Zusammenhang mit der Tagespflege steht noch aus, aber auch die wird uns mehrere Jahre beschäftigen. Zeitnah sollte die Erweiterung des Parkplatzes an der Kastanienallee angegangen werden. Hierzu gibt es ja bereits einen Beschluss des Gemeinderates. Eigentlich warten wir hier lediglich noch das Gesamtkonzept für den Kurpark ab, um planen zu können.

 

Ihr Vorgänger Philipp Bernhofer hat sich immer vehement für den Erhalt des BernaMare ausgesprochen. Wie stehen Sie zu diesem Thema?

Das BernaMare hat einen großen Wert für die Gemeinde. Genauso braucht die Region definitiv ein Bad, in dem die Kinder schwimmen lernen können und Vereine oder Hilfsorganisationen trainieren. Gleichzeitig muss man schon zugeben, dass das Defizit von einer Gemeinde allein kaum mehr zu tragen ist. Das sind rund 400.000 Euro pro Jahr, allerdings VOR der Gaspreissteigerung. Ich bin mit den Bürgermeisterkollegen der Region im guten Austausch, ob hier nicht langfristig eine interkommunale Lösung entstehen kann. Der Fortbestand des BernaMare ist ja per Beschluss bis mindestens 2026 sichergestellt. Das ist die Mindestlaufzeit des BHKWs, das 2016 eingebaut wurde. Wenn dann keine größeren Investitionen anstehen, könnte das BernaMare aus meiner Sicht auch weiter bestehen bleiben, bis eine vielleicht ja interkommunale Lösung entstanden ist.

 

Sie gehören einer jüngeren Generation von Bürgermeistern. Was machen Sie anders?

Mir ist wichtig, für die Bürger die größtmögliche Transparenz herzustellen. So können Entscheidungen leichter nachvollzogen werden oder auch Diskussionen im Gemeinderat. Das, denke ich, ist mit dem Kommunenfunk, dem Facebook-Kanal und auch der Veröffentlichung der Sitzungsprotokolle ganz gut gelungen. So hat jeder die Möglichkeit, sich von zuhause aus über die Themen, die ihn interessieren, näher zu informieren. Und wenn es doch einmal Fragen gibt, die nicht geklärt werden können, dann bitte direkt auf mich zukommen, per Mail, Soziale Medien, Anruf oder mit einem Gesprächstermin.

 

Was ärgert Sie?

Anonyme Briefe, die eigentlich sachlich sind und auf die man antworten könnte, aber nicht kann, weil man ja den Absender nicht kennt…

 

Was freut Sie?

„Ned gschimpft ist g‘lobt gnua“ – gilt ja bei uns. Trotzdem freue ich mich zusammen mit der Verwaltung auch mal über positive Worte und konstruktive Diskussionen!